Ich kann mich noch gut an die Bürgerversammlung in der Ossietzky-Schule erinnern, in der ich zum ersten Mal – sagen wir aufgerundet vor zehn Jahren – den Schwachsinn des Gelben Sackes angesprochen habe. Unser Umweltre- ferent, ein liebenswürdiger Zeitgenosse, meinte darauf mit einem weltweisen Lächeln, ja, er höre auch in anderen Stadtteilen, dass man mit dieser Form der Entsorgung nicht einverstanden sei, und dann folgte eine genaue Darlegung der Entsorgungsgesetzgebung, nämlich, dass die Stadt für den Gelben Sack gar nicht zuständig sei, das sei Sache des Bundes. Nahezu jedesmal wurde nun von uns die Anfrage gestellt, ob sich in der inkriminierten Entsorgungsgeschich- te etwas getan hätte, denn auch der Städtetag wollte nun eine Veränderung. Nun hatte natürlich die Stadt immer etwas mit dem Gelden Sack zu tun, wenn der Inhalt sich auf dem Bürgersteig verteilte. Dann musste nämlich Sör den Dreck beseitigen. Bei einer Bürgervereinsrunde versicherten mir dann der Umweltreferent – das geschah unter vier Augen – und ziemlich zeitgleich der OB, dass unser Ärger ja berechtigt sei, aber die elf Entsorgungsunternehmen hätten via Lobbyarbeit viel zu viel Einfluss im Bundestag, so dass eine positive Veränderung nicht in Aussicht stünde. Auf den Gedanken, dass man ein insgeheimes Bündnis mit den Dickbrettbohrern von den Bürgervereinen schließen könnte, so etwas wie eine „Volksfrontbewegung“, kommen die Amtsträger eigentlich nie, obwohl es doch naheläge. Die Entsorgungsunternehmen standen offensichtlich, sie waren ja auch die Vertragspartner, den Amtsträgern näher. Nun wollte ich wissen, wer im Bundestag die Entsorgungs- unternehmen bei ihrem Milliardengeschäft unterstützt. Ich dachte mir, es müssten doch in den einzelnen Fraktionen Spezialisten für Entsorgungsfragen sitzen, vielleicht auch Abgeordnete, die unseren Wünschen nahestünden. Die Ant- wort meiner Schreiben an die Fraktionen des Bundestags war, wie selten, über Parteigrenzen hinweg einstimmig, eher „einschweigig“. Nur die Grünen bestätigten den Eingang meiner Anfrage, inhaltlich folgte aber auch hier nichts. Nun denkt sich doch der Bürger, die Parteien in den Städ- ten würden ihren Abgeordneten in Bundestag dringliche Hinweise geben, dass dieses Entsorgungskonzept zu mehr Müll und nicht zu weniger führt, aber auch darüber hörte man nichts. Fazit: Ein schwachsinniges Entsorgungskonzept, verärgerte Bürger, Bemühungen des Städtetags, aber die Entsorgungs- unternehmen konnten weiterhin ihr „dreckiges“ Milliarden- geschäft – hier stimmts sogar konkret – betreiben. Die Änderung, die dann zustandekam, kann durchaus auch auf den anhaltenden Protest der Bürger und ihrer „Anwälte“, den Bürgervereinen, zurückzuführen sein. Sicher weiß man dies aber nicht. Ein weiteres Beispiel: Vor der Klimakrise, in der wir ja ßen. Wir können hier nur einige Informationssplitter in relativ ungegliedeter Form weitergeben, denn es herrscht schon drinstecken, kann selbst der eingefleischteste Grünflächenkiller und Bauwütige nicht die Augen verschlie- eine Inflation von „in Aussicht gestellten“ Maßnahmen, von noch fleißig Grünflächen vernichtet werden und Bäume „Absichtserklärungen“. Die „Aussicht“ kann natürlich auch so aussehen, siehe unsere Verdichtungsbeispiele, dass in unmittelbarer Nähe unseres ökologischen „Luginslands“ ausgerissen werden und der brave Bürger auf eine grüne „Fata Morgana“ am Rande des Horizonts verwiesen wird. Im Stadtanzeiger vom 17. Juni 2020 zur Klimakrise: „Politisch besteht absoluter Handlungsbedarf“, am 18. Juni 2020 im Lokalteil „Die Stadt legt einen ambitionierten Klimaschutz- fahrplan vor“, im Stadtanzeiger vom 15. Juli 2020 bezogen auf die Hintere Marktstraße „Schmelzen die Grünflächen ?“. Das Fragezeichen ist fehl am Platz, sie schmelzen. – 24 –